
STADT ❧ GEFLÜSTER
Welt steht Kopf
schick, schief, schräg –
Chaos ruft, ich folge ⇢stumm
Ampeln blitzen — Wege zieh’n
Mauern atmen ❖ Fassaden geh’n.

Der Tunnel verschluckt das Licht, doch sie gehen weiter.
Vier Gestalten, gleichmäßig, still, als würden sie das Dunkel teilen.
Kein Zögern, keine Eile – nur Schritte, die in der Ferne verhallen.
Vielleicht zählt nicht, was am Ende wartet,
sondern das Gehen selbst. Schatten tanzen an den Wänden,
Linien lösen sich auf.
•
Eine Reise beginnt, ohne zu wissen, wo sie endet.

Der Schnee legt sich wie eine Decke über die Stadt.
Das Pferd steht da, ruhig, als wäre es schon immer hier gewesen.
Die Rampe ist unten, Stroh liegt verstreut, doch es wartet.
•
„Berlin“ prangt groß an der Wand, während Passanten im Grau verschwimmen.
Kein Schnauben, kein Zucken—nur Dasein.
Ein Moment, schwer und leicht zugleich,
mitten im Winter,
mitten in der Stadt,
zwischen Bewegung und Stillstand.

Bamberg schwebt. Oder vielleicht stürzt es?
•
Türme verdoppeln sich, das Fachwerk dreht sich ins Leere,
die Barockornamente kippen über ihre eigenen Grenzen.
Die Doppelbelichtung zieht die Stadt auseinander,
spiegelt, verschiebt, setzt neu zusammen.
Unten liegt oben, oben liegt unten,
und wer einen Schritt näher tritt,
merkt: Nichts bleibt, wie es war.
Bamberg löst sich auf – nur, um sich wieder zu finden.

Das Fenster hängt schräg, gefangen zwischen Offenheit und Verfall.
Der Putz blättert,
rostige Linien zerschneiden die Oberfläche,
als hätte die Zeit Spuren gezogen.
Ein blasser Orangeton hält sich hartnäckig an den bröckelnden Rändern,
während versteckte Graffiti aus den Schatten blinzeln.
•
Die Stadt draußen pulsiert,
doch hier, in dieser Ecke Neuköllns,
scheint alles stillzustehen – und doch nie ganz zum Stillstand zu kommen.

Wolken ziehen, langsam, ungebunden.
Die Kolonnade steht fest, ihre Säulen werfen lange Schatten,
zerteilen das Licht.
Der Boden fängt die Bewegung auf, streckt die Linien weiter, immer weiter.
Himmel und Stein – ein Kontrast aus Weichheit und Härte,
aus Stille und Rhythmus.
•
Nichts bleibt, nichts hält an,
nur das Echo von Licht und Dunkelheit, das in den Zwischenräumen zittert,
als würde die Zeit selbst atmen.

Der Schnee dämpft die Geräusche, aber das Licht bricht durch.
Warme Farben fließen über die Stadt, berühren Dächer, spiegeln sich im frostigen Glas.
Die S-Bahn schneidet durch die Stille,
ihr Licht zuckt über Schienen und Straßen.
Kälte und Wärme schieben sich ineinander,
als könnte der Winter sich nicht entscheiden.
•
Der Himmel glüht noch, doch die Nacht rückt näher.
Zwischen den Extremen hält die Stadt den Atem an.

Das Auto schießt vorbei, ein Strich aus Farbe und Bewegung.
Die Plattenbaufassade steht fest, nimmt nichts auf, reflektiert nur die Sonne.
Schatten rutschen über den Beton,
das Licht zerschneidet die Szene in starre und flüchtige Momente.
Keine Lichter, keine Geräusche außer dem kurzen Aufheulen der Geschwindigkeit.
•
Dann wieder Stille.
Ein Moment vergeht, ein neuer beginnt, die Straße bleibt, der Verkehr fließt.

Die Wand hat alles gesehen, doch hält sie noch.
Putz bröckelt, Ziegel treten hervor, ihre Oberfläche rau von Wind und Zeit.
DX verzerrt die Ordnung—Hinterhöfe schwanken, Fenster kippen ins Leere,
Mauern dehnen sich, als hätte die Stadt den Boden verloren.
•
Ein Schornstein ragt auf, fest, unbeirrbar.
Der Himmel flimmert,
Raum und Perspektive lösen sich auf.
Ich sehe hinauf, doch nichts bleibt dort, wo es war.

Schritte hallen, doch ihre Form bleibt ungewiss.
Ein Moment zwischen Bewegung und Auflösung—Silhouetten,
geisterhaft, halb da, halb fort.
•
Der Hund folgt, ein Schatten aus Licht und Dunkel.
Über ihnen klammert sich die Brücke an den Himmel, rostig, zerfurcht.
Betonwände atmen Vergangenheit,
Lichter flackern unruhig,
werfen verzerrte Schatten.
Die Stadt strömt weiter, während ich bleibe,
gefangen im Echo der verschwindenden Schritte.

Die Speicher stehen fest, ihre Ziegel tragen Salz, Zeit und Geschichten.
Der Fluss zieht weiter, trägt Spiegelbilder mit sich, doch die Mauern rühren sich nicht.
Schatten wandern über Fassaden,
Risse erzählen vom Wandel.
•
In den Giebeln steckt Vergangenheit, in den Wellen ein Echo der alten Handelswege.
Ein stummer Dialog zwischen Bewegung und Beständigkeit – der Fluss fließt,
die Speicher bleiben.

Ich setze den Fuß auf die Stufe, spüre das glatte Holz, vom Leben poliert.
Das Licht ist weich, es trifft auf rissige Wände, bleibt in Staubkörnern hängen.
Ein leises Knarren, ein Echo vergangener Schritte.
Zeit liegt in den Fasern des Holzes, in der Stille zwischen den Stufen.
•
Hier vergeht nichts schnell, hier bleibt jeder Moment ein wenig länger.
Ich stehe still – die Treppe hält mich,
der Raum atmet Geschichte.

Ich folge der Mauer,
streiche über raue Steine, die sich glatt anfühlen – vom Wetter geformt,
von Händen berührt.
Die Stadt klingt fern, ein Flüstern hinter Mauern, die länger stehen als Erinnerung.
Licht liegt schwer in der Luft, wirft keinen Schatten, zeigt alles, versteckt nichts.
Geschichte bleibt hier nicht in Büchern,
sie haftet in den Fugen, schwebt in der Stille.
•
Ich bleibe stehen,
atme ein – Vergangenheit, Gegenwart, eins geworden.

Die Brandwand steht still, doch sie trägt eine Stadt aus Schatten.
Linien schneiden sich in das Licht,
kantig, klar – doch sobald ich blinzele, verschwimmen sie.
Häuser, die nie gebaut wurden, dehnen sich über die Fassade,
als wäre Zeit durchlässig geworden.
Die Wand hält sie fest, für einen Moment.
•
Eine Erinnerung, die nie war.
Ich verharre, zwischen dem,
was ist, und dem, was nur zu sein scheint.

Die Moderne verzerrt sich, spiegelt sich, verschiebt sich.
Das Glas hält die geraden Linien der Architektur fest,
nur um sie im nächsten Moment in Wellen aufzulösen.
•
Das Hansaviertel – einst Zukunftsvision,
jetzt ein Echo von dem, was war und immer noch sein könnte.
Die Reflexionen fließen ineinander, nichts bleibt ganz, nichts verschwindet völlig.
Ich trete näher heran, die Stadt formt sich neu,
ein flüchtiger Moment, immer wieder anders.

Die Wäsche baumelt zwischen den Fassaden,
ein leises Pendeln im Rhythmus der Insel.
T-Shirts, Hosen, Laken – kein Muster, keine Hast, nur Alltag,
aufgehängt zwischen Himmel und Stein.
•
Die Sonne tastet über rissige Mauern, wirft flüchtige Schatten auf den Boden.
Ein Windhauch bewegt das Leinen,
ein Moment zwischen Stillstand und Veränderung.
Dahinter, verborgen hinter Fenstern und Vorhängen,
lebt das Leben weiter – ruhig, beständig, voller kleiner Rituale.

Der Regen malt Streifen auf das Glas, jede Spur ein langsames Vergehen.
Dahinter steht der Plattenbau, grau, kantig – und doch nicht fest.
Seine Ränder lösen sich auf, Linien verbiegen sich, als würde die Schwerkraft kurz nachgeben. Tropfen sammeln sich, fließen, nehmen ein Stück Wirklichkeit mit.
Die Grenze zwischen Drinnen und Draußen verschwimmt, Formen zerfließen.
•
Ein Gebäude,
einst massiv,
wird zum flüchtigen Gedanken, den der nächste Windstoß mit sich nimmt.

Die Sonne sinkt, wirft lange Schatten durch den Torbogen.
Schritte hallen kurz auf, dann verschwinden sie ins Zwielicht.
•
Das alte Gemäuer speichert jedes Echo, als würde es sich erinnern.
Die Ziegel wärmen sich im letzten Licht, rot und leise glimmend,
bevor die Nacht sie verschluckt.
Jemand bleibt stehen, sieht hinauf – vielleicht auf die Muster des Steins,
vielleicht auf eine Zeit, die noch immer hier verweilt,
zwischen Licht und Dunkel,
zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Die Schatten tanzen auf dem Asphalt, unruhig, flüchtig, ein leises Echo des Baumes,
den man nicht sieht.
Am Gehweg verharrt eine Balustrade, als sei sie aus einer anderen Zeit gefallen.
Daneben die Straßenlaterne, alt und geduldig, ihr Licht aus, ihre Präsenz dennoch spürbar.
Das Licht hält sich zurück, zeichnet nur Konturen,
während der Schatten die Straße hinabwandert.
•
Ein Bild zwischen Bewegung und Stillstand,
zwischen Vergangenheit und dem Jetzt.

Die Wand bröckelt, der Putz gibt nach,
Spuren eines Hauses, das nicht mehr existiert.
Doch im Fensterrahmen bleibt Leben – Töpfe mit Pflanzen,
grün, unbeeindruckt vom Verschwinden.
•
Sie stehen da, als wüssten sie nichts vom Verfall, als hätten sie beschlossen zu bleiben.
Das Licht streift ihre Blätter, hebt sie hervor, als sei dies ihre Bühne.
Die Nachbarschaft verschwindet, doch nicht alles geht mit.
Etwas hält sich fest – still, lebendig, standhaft.

Er geht, und doch ist er nicht ganz da.
Seine Konturen verschwimmen, während die Säulen hinter ihm starr bleiben,
als würden sie Zeit und Raum festhalten.
•
Das Licht zieht Linien um ihn herum, aber es kann ihn nicht fassen.
Bewegung gegen Struktur, flüchtig gegen beständig.
Sein Schatten bleibt kurz, dann verschwindet er.
Vielleicht war er nie wirklich hier, vielleicht ist es nur ein Moment,
eingefangen zwischen Licht und Form,
zwischen Sein und Vergehen.

Der Regen fällt langsam,
als tropfe die Zeit selbst von den schmiedeeisernen Balkonen.
Die Enge dieses Budapester Hinterhofs wirkt kafkaesk – Mauern, die aufragen,
Fenster, die schweigen.
Der Putz bröckelt, Erinnerungen sickern in die Risse der Vergangenheit.
Einst war hier Leben, jetzt bleibt ein Echo.
•
Eine versteckte Schönheit,
gezeichnet von den Jahrzehnten, verborgen in den Schatten der Stadt.
Und über allem rinnt das Wasser weiter, tropfend, tropfend, tropfend.

Die Madonna hält das Kind,
aus Stein gemeißelt, ruhig, unverändert.
Doch unter ihr ein Wort, gesprüht, flüchtig: „Model.“
•
Eine Kollision von Welten – Glaube und Rebellion, Vergangenheit und Gegenwart.
Die Wand trägt ihre Narben,
die Stadt bewegt sich weiter.
Doch hier, in diesem Moment, bleibt alles stehen.
Ein stiller Blick auf das, was war, und das, was kommt – ein Kontrast, der bleibt, unaufgelöst.

Hotel steht noch, aber es atmet anders als früher.
Die Buchstaben verblassen, Rost nagt an den Kanten.
•
Der Himmel drückt gegen Antennen, das Dach hält sich an seinem Geländer fest.
In den Rissen der Fassade sammelt sich Zeit,
schichtet sich zwischen Glanz und Vergessen.
War hier einst Leben?
Oder nur ein Name, der sich langsam auflöst?
Ein Ort, gefangen zwischen Erinnerung und langsamer Erosion.

Das Gebäude steht fest, doch die Spree trägt es weiter.
Seine klaren Linien, scharf und definiert,
treffen auf die sanfte Bewegung des Wassers.
Nichts bricht,
nichts verschwindet – es verschiebt sich nur, ein Spiel aus Form und Veränderung.
Das Licht wandert, spiegelt sich in Glas und Stein,
zittert auf der Wasseroberfläche.
•
Der Fluss nimmt nichts mit, aber er bewegt alles.

StadtBlick – urbane Perspektiven
Die Stadt erzählt in Strukturen, Kontrasten und Licht.
Fassaden reflektieren Bewegung, Schatten breiten sich aus, Regen verwischt Konturen.
Architektur spiegelt sich im Wasser,
Straßen verlieren sich in Nebel, Fenster fangen flüchtige Blicke. Formen lösen sich auf, verschmelzen mit Licht und Dynamik. Zwischen Chaos und Ordnung,
Stille und Rhythmus zeigt sich die Stadt in ständig neuer Gestalt – ein Bild, das sich mit jedem Moment wandelt.